• Neues zum Thema Parodontologie

Neues rund um das Thema Parodontologie

Die Entwicklung der Zahnmedizin - speziell der Bereich der Parodontologie - schreitet schnell voran. Unsere Redaktion sichtet die Vielzahl an Informationen und stellt hier für Sie Interessantes und Neues zum Thema zusammen:


Zahnärztliche Untersuchungen ab dem 6. Lebensmonat sollen „Nuckelflaschenkaries“ eindämmen

Forderung an den G-BA: im gelben „Kinder-Untersuchungsheft“ verankern – neues Konzept zur Prävention frühkindlicher Zahnschäden im Kampf gegen ECC

Frühkindliche Zahnschäden, die Early Childhood Caries (ECC), sind entgegen dem allgemeinen Kariesrückgang ein wachsendes Problem. Karies gilt als häufigste chronische Erkrankung bei Kindern im Vorschulalter. Hier besteht Handlungsbedarf, erklärten Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und Kassenzahn¬ärzt¬liche Bundesvereinigung (KZBV) am Freitag vergangener Woche auf einer gemeinsamen Pressekon¬ferenz zusammen mit Wissenschaft und Hebammen in Berlin.

Die Zahnärzteschaft will Vorsorge und Therapie bei Kleinkindern bis zum dritten Lebensjahr verbessern. BZÄK und KZBV haben gemeinsam mit dem Bundesverband der Kinderzahnärzte (BuKiZ), dem Deutschen Hebammenverband (DHV) und unter wissenschaftlicher Begleitung der Univer¬sität Greifswald ein Versorgungs¬konzept entwickelt, das in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Unter dem Titel Frühkindliche Karies vermeiden fordern die Autoren, für Kleinkinder zwischen dem 6. und 30. Lebensmonat drei systematische zahnärztliche Früh¬erkennungsuntersuchungen einzuführen und im „gelben Heft“ für ärztliche Kinder-Untersuchun¬gen zu dokumentieren. Die Früherkennung soll präventive und gesundheitserzieherische Maßnah¬men umfassen. Damit Karies frühzeitig erkannt, schmerzfrei behandelt und im Anfangsstadium sogar ausgeheilt werden kann, sollen Eltern über richtige Mundhygiene und zahngesunde Er¬nährung aufgeklärt werden.

„Bisher sind zahnmedizinische Früherkennungsmaßnahmen in der Gesetzlichen Krankenversicherung erst ab dem 30. Lebensmonat vorgesehen. Das ist eindeu¬tig zu spät. Eine dental-präventive Betreuung durch den Zahnarzt ist vom ersten Milchzahn an wichtig. Diese Versorgungslücke wollen wir mit unserem Konzept schlie¬ßen“, erläuterte Dr. Wolfgang Eßer, Vorstandsvorsitzender der KZBV. „Daher fordern wir im Gemeinsamen Bundesausschuss, den Maßnahmenkatalog der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) um zahnärztliche Früherkennungsuntersuchungen für Kinder ab dem 6. Lebensmonat zu er-weitern. Und wir fordern, diese Untersuchungen im Kinder-Untersuchungsheft – dem gelben Heft, das alle Eltern für ihre Neugeborenen bekommen – zu verankern“, so Eßer auf der Pressekonferenz. Das vorgestellte Konzept könne und sollte in einem Schritt umgesetzt werden, wenn es volle Wirkung entfalten soll, so Eßer gegenüber der DZW.

Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der BZÄK, ergänzte die Präventionsziele: „Wir haben ein ambitioniertes Ziel. Im Jahr 2020 sollen 80 Prozent der Sechs¬jährigen kariesfrei sein. Daher setzen wir getreu unserem Motto ‚Prophylaxe ein Leben lang‘ mit diesem Konzept einen Schwerpunkt bei der Zielgruppe der Kleinkinder. Gleichzeitig bieten wir Gesundheitspolitik und Krankenkassen mögliche Lösungswege für das bestehende Versorgungs¬problem.“ Laut Oesterreich richtet sich das Angebot auch an die Private Krankenversicherung, man würde es begrüßen, wenn auch „die PKV hier klare Signale setzt“ (siehe auch das Interview auf Seite 3 dieser Ausgabe).

Erklärtes Ziel des Konzepts ist es, allen Kindern die gleichen Chancen auf ein zahngesundes Leben zu eröffnen. „Milchzahnkaries ist keine Nebensache. Sie ist für die betroffenen Kleinstkinder oft sehr schmerzhaft. Und der frühzeitige Verlust von Milchzähnen beeinträchtigt das Kauvermögen, behindert die Sprachentwicklung und Entwicklung der bleibenden Zähne. Die Lebensqualität von Kindern und Eltern wird durch die Nuckelflaschenkaries erheblich eingeschränkt“, machte Prof. Christian Splieth von der Universität Greifswald deutlich. Nur 12 Prozent der dreijä¬h¬rigen Kinder vereinigten 95 Pro-zent des Kariesbefalls auf sich. Bei mehr als sechs bis acht betroffenen Zähnen sei die Sanierung der meist nicht kooperativen Kinder für den Zahnarzt, die Kinder und die Eltern ein ernsthaftes Problem und oft nur in Narkose möglich. Studien belegten daher auch einen unzureichenden Sanierungsgrad in dieser Altersgruppe.

Die Bedeutung der frühzeitigen Elternberatung betonte Susanne Steppat, Präsidiumsmitglied des DHV: „Nach der Geburt interessieren sich Mütter besonders stark für Informationen, die die Gesundheit ihrer Babys betreffen. Die Erfahrungen der Hebammen zeigen jedoch, dass die Mütter dabei zu selten an die Mundhygiene denken. Wir wollen daher sowohl die Zahngesundheit der Mutter in der Schwangerschaft als auch die Vorsorge beim Kind zukünftig noch stärker thematisieren.“ Inzwischen haben die KZBV und die Barmer GEK eine entsprechende Kooperation vereinbart, und auch auf Landesebene gibt es inzwischen bundesweit entsprechende Verträge (die DZW berichtete), so jüngst in Rheinland-Pfalz und in Bayern.

Vonseiten des GKV-Spitzenverbands sieht man allerdings bislang keinen Handlungsbedarf. Auf die Forderung der Zahnärzte reagierte der GKV-Spitzenverband „mit Unverständnis“. Eine bessere Abstimmung zwischen Kinderärzten und Zahnärzten reiche aus, so die stellvertretende Sprecherin Ann Marini: „Glaubt man der einschlägigen Literatur, dann gibt es die eine, alles verändernde Maßnahme nicht, um frühkind¬liche Karies zu reduzieren. Rivalisierende Konzepte verschiedener ärztlicher Professuren helfen da also nicht. Es geht um eine bessere Zusammenarbeit von Kinder- und Zahnärzten, nicht um einen Patienten- und Einnahmewettbewerb. Zahn- und Kinder¬ärzte sollten sich stärker als bisher vernetzen, damit jeder weiß, was der andere tut, und Synergien genutzt werden können.

Gerade weil Karies bei kleinen Kindern kein durchgängiges Problem sei, sondern nur bei bestimmten Elterngruppen auftrete, sollten die klassischen Früherkennungsuntersuchungen U1 bis U9 beim Kinderarzt bleiben. „Idealerweise kennt er seine jungen Patienten von Geburt an, sodass er früh die Eltern aufklären und beraten kann“, so Marini.

Quelle: www.dzw.de

15.02.2014



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