• Neues zum Thema Parodontologie

Neues rund um das Thema Parodontologie

Die Entwicklung der Zahnmedizin - speziell der Bereich der Parodontologie - schreitet schnell voran. Unsere Redaktion sichtet die Vielzahl an Informationen und stellt hier für Sie Interessantes und Neues zum Thema zusammen:


Rechts herum weckt Lust auf Neues

Psychologen der Universität Würzburg untersuchen Einfluss der Bewegungsrichtung auf Entscheidungen und Persönlichkeit – Eine Bewegung im Uhrzeigersinn wirkt fortschrittlich, der Zukunft zugewandt. Die Gegenrichtung steht hingegen für eine Rückwärtsorientierung. Das klingt plausibel. Überraschend klingt hingegen der Befund Würzburger Psychologen: Demnach kann die Bewegungsrichtung menschliche Entscheidungen und sogar die Persönlichkeit beeinflussen – selbst wenn es nur darum geht, Bonbons verschiedener Geschmacksrichtungen auszuwählen.

Im Uhrzeigersinn heißt: Es geht voran. Die Zeit schreitet fort, wenn der Sekundenzeiger sich vorwärts bewegt. Der Motor startet, wenn wir den Schlüssel rechts herum drehen, und die Musik wird lauter, wenn wir den Regler aufdrehen. Im Uhrzeigersinn ist fortschrittlich, der Zukunft zugewandt, offen für Neues. Umgekehrt steht „gegen den Uhrzeigersinn“ für eine gewisse Rückwärtsgewandtheit, einen Rückschritt, eine Hinwendung zur Vergangenheit, zum Alten, Bekannten, Vertrauten.

„Menschen verknüpfen den Verlauf der Zeit eng mit räumlichen Vorstellungen, so eben auch mit der Drehrichtung, wie wir sie tagtäglich auf Uhren und anderen Geräten erleben“, erklärt Sascha Topolinski, Psychologe an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Wenn Menschen also eine Drehbewegung im beziehungsweise gegen den Uhrzeigersinn mit einer zeitlichen Vorstellung verknüpfen – wie beeinflusst das ihre Einstellungen und ihre Entscheidungen?

Diese Frage haben Topolinski und Peggy Sparenberg vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig mit einer Reihe von Experimenten untersucht. Die Fachzeitschrift Social Psychological and Personality Science berichtet in ihrer aktuellen Ausgabe (Topolinski S, Sparenberg P. Turning the Hands of Time: Clockwise Movements Increase Preference for Novelty. Social Psychological and Personality Science. doi:10.1177/19485506 11419266).

Drehung beeinflusst die Persönlichkeit Die Antwort liefert ein einfaches Experiment: Angeblich zur Belohnung für ihre Teilnahme an einer Reihe von Versuchen – die sie in Wahrheit nur zum Schein absolviert hatten – durften Probanden sich aus Bechern mit Bonbons unterschiedlicher Geschmacksrichtung bedienen. Die Becher standen auf einem drehbaren Tablett. Um den jeweiligen Geschmack lesen zu können, mussten die Versuchsteilnehmer das Tablett drehen – was jeweils nur in einer Richtung möglich war, mal im, mal gegen den Uhrzeigersinn.

Insgesamt 16 Geschmacksrichtungen waren vertreten. Acht davon waren eher gewöhnlich, wie etwa Apfel, Kirsche oder Zitrone. Acht andere Bonbons besaßen eher ungewöhnliche Aromen wie Popcorn, Marshmallow oder Melone. Fünf sollten die Probanden auswählen. Topolinski: „Wer die Scheibe im Uhrzeigersinn gedreht hatte, wählte häufiger die ungewöhnlichen neuen Sorten.“ Die Drehrichtung im oder gegen den Uhrzeiger beeinflusst sogar die Persönlichkeit, unsere Vorlieben und Werte. In einem weiteren Experiment sollten 60 Freiwillige beim Kurbeldrehen ihre persönlichen Einstellungen und Vorlieben beschreiben: Sind sie eher weltoffen, tolerant und kreativ? Oder halten sie bevorzugt an althergebrachten und konservativen Werten fest? Das Ergebnis war eindeutig: „Es zeigte sich, dass Kurbeln im Uhrzeigersinn weltoffener und kreativer macht“, so Topolinski.

Dies gelte sogar dann, wenn Menschen die Bewegung gar nicht selbst ausüben, sondern sie nur etwa durch sich drehende Vierecke vorgeführt bekommen, wie ein weiteres Experiment nachweisen konnte.

Was auf den ersten Blick wie eine Spielerei aussieht, hat einen wichtigen Hintergrund: Psychologen erforschen auf diese Weise, wie kulturelle und technische Konventionen unbewusst unser Erleben und Empfinden beeinflussen können.

Psychologische und praktische Konsequenzen So hat die Drehrichtung einer Bewegung an sich keinerlei Bedeutung für den Körper. Nur durch unseren tagtäglichen Umgang mit Uhren, Schaltern und Hebeln erhält sie die Bedeutung von Vergangenheit und Zukunft. „Unsere Erfahrung mit Technik bewirkt diesen Effekt: Disc Jockeys zeigen diese Effekte wahrscheinlich noch stärker, während wenig technisierte Kulturen durch die Drehrichtung wohl kaum zu beeinflussen sind“, vermutet Topolinski. Darüber hinaus könnten diese Ergebnisse Implikationen für die Praxis haben. „Drehtüren drehen sich im Allgemeinen gegen den Uhrzeigersinn, auch in den meisten Kaufhäusern. Das macht die Kunden konservativ. Eine Änderung der Gehrichtung könnte bei ihnen die Neugierde auf neue Produkte wecken“, spekuliert der Psychologe.

Viele Fragen sind noch offen Anders im Casino: „Hier drehen sich Glücks- und Rouletteräder immer im Uhrzeigersinn. Das macht die Spieler offener und lässt sie vielleicht riskanter spielen.“ Topolinski hat noch mehr solcher Beispiele parat: „Das „Ladesymbol“ im Internet dreht sich fast immer im Uhrzeigersinn, während sich eine neue Seite aufbaut“, sagt er. Das sei auch gut so, schließlich sind die Betrachter dann offener für die neue Information.

Die Tatsache, dass schon das alleinige Betrachten sich drehender Objekte diesen Effekt auslöst, stellt die Psychologen vor weitere Rätsel: Was passiert, wenn Menschen eine sich im Uhrzeigersinn drehende Scheibe beobachten und gleichzeitig eine Kurbel in entgegengesetzter Richtung drehen? Was passiert, wenn sie einen Drehleierspieler beobachten? Der dreht ja auch im Uhrzeigersinn, seine Zuschauer sehen aber, wenn sie ihm gegenüber stehen, eine Bewegung in die entgegengesetzten Richtung. Fühlen sie sich dann in den Leierkastenmann ein oder bleibt der visuelle Eindruck bestimmend?

Und wie unterscheiden sich Menschen, die kraft ihres Berufs viel mit Drehbewegungen zu tun haben von Menschen, die sich nur wenig bewegen? Viele Fragen, die nach Ansicht der Psychologen weitere Experimente dringend notwendig machen. Topolinski ist sich jedenfalls sicher: „Zukünftige angewandte Forschung wird die Folgen von Drehrichtung im Alltag näher untersuchen.“

Quelle: www.DZW-online.de

20.09.2011



Finden Sie einen Parodontologen in Ihrer Nähe: