• Neues zum Thema Parodontologie

Neues rund um das Thema Parodontologie

Die Entwicklung der Zahnmedizin - speziell der Bereich der Parodontologie - schreitet schnell voran. Unsere Redaktion sichtet die Vielzahl an Informationen und stellt hier für Sie Interessantes und Neues zum Thema zusammen:


Gestiegene Lebenserwartung“ als ein Impulsthema von DGZ und DGEndo

Der geriatrische Patient erneut im Fokus einer wissenschaftlichen Tagung – Wrigley, Gaba und Procter & Gamble als Forschungspreisstifter –

Nach der Tagung der Deutschen Gesellschaft für Alterszahnheilkunde (DGAZ) im Düsseldorfer Karl-Häupl-Institut der Zahnärztekammer Nordrhein im März 2011 war der Mensch im Alter am 6. und 7. Mai 2011 wiederum das zentrale Thema bei der 25. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) und der Frühjahrsakademie der Deutschen Gesellschaft für Endodontie (DGEndo). Mit sogenannten Impulsvorträgen wurde die Situation des geriatrischen Patienten von allen Seiten beleuchtet.

Immer wieder stellt sich dabei heraus, dass sich die Probleme immer mehr ins höhere Alter verschieben und es – so auch R. Frankenberger in seinem Referat „Gestiegene Lebenserwartung – auch für Füllungen? – Restaurative Therapie bei Senioren – eine deutliche Unterscheidung zwischen „Best Agern“ um die 65 und den älteren Patienten gibt und so die Versorgungsmöglichkeiten und -grenzen sehr differenziert zu betrachten und anzugehen sind. Über die einzelnen Impulsvorträge wird in einem zweiten DZW-Bericht informiert und der Inhalt des hochinteressanten Referats der Direktorin des Instituts für Allgemeinmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover, Prof. Dr. med. Eva Hummers-Pradier im Rahmen eines DZW-Dialogs interpretiert.

Kongresse werden gemeinhin mit Reden von Ministern, Staatssekretären und Oberbürgermeistern eröffnet, was aber beim gemeinsamen DGZ/DGEndo-Kongress nicht der Fall war. Hier waren Prof. Dr. med. Dr. phil Michel Piper als Rektor der Heinrich Heine-Universität, Prof. Dr. Joachim Wildolf als Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Dr. med. dent. Wolfgang H.-M. Raab als DGZ-Präsident, Tagungsleiter und Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung und Präventive Zahnheilkunde des Düsseldorfer ZMK-Zentrums, Dr. med. dent. Carsten Appel als DGEndo-Präsident und Tagungsleiter und Dr. med. dent. Peter Engel als Präsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) die Redner. Insgesamt nahmen 450 Zahnmediziner aus Wissenschaft und Praxis an den DGZ/DGEndo-Veranstaltungen teil.

Mit der DGZ als Schirmherr treten die Unternehmen Wrigley, Gaba und Procter & Gamble seit Jahren als Stifter beziehungsweise Sponsoren von Forschungspreisen auf. Zum 17. Mal wurde in Düsseldorf der mit insgesamt 10.000 Euro dotierte „Wrigley Prophylaxepreis“ verliehen. Aus insgesamt 16 Einreichungen wurden von der Jury zwei Gewinner ermittelt. Die Jury zeichnete erstmals eine wissenschaftliche Arbeit aus, die sich mit der Mundgesundheitsforderung bei den Allerjüngsten auseinandersetzt: „Saugerflaschenkaries bei Krippenkindern: Eltern besser aufklären!“.

In ihrer Dissertationen untersuchten Dr. Astrid Hippke und Dr. Christine Zabel unter Leitung von Prof. Dr. Ulrich Schiffner (Hamburg) 511 Ein- bis Zweijährige und glichen ihre Befunde mit soziodemografischen und kariesrelevanten Parametern wie Mundhygiene, Fluoridierung und Ernährung ab. Ebenso wurden die Eltern über die Mundhygiene ihrer Kinder befragt. Rund 85 Prozent aller Kinder waren kariesfrei. Als erschreckend wurde jedoch die Tatsache bezeichnet, dass von den restlichen 15 Prozent der Kinder mit Karies ca. 80 Prozent die für Saugerflaschenkaries typischen Schäden an den Oberkieferfrontzähnen aufwiesen.

Diese Studie ergab, dass vor allem bei vielen Kindern aus sogenannten sozial benachteiligten Familien der exzessive Gebrauch der Saugerflasche bei mangelnder Mundhygiene immer noch nicht gestoppt werden konnte. Um die Eltern dieser Kariesrisiko-Kinder aufzuklären, wird von der Studiengruppe empfohlen, statt der bisher üblichen „Komm-Strukturen“ (Patient kommt zum Zahnarzt) „aufsuchende Konzepte“ zu entwickeln, die die Familienhebamme und das Krippenpersonal als Multiplikatoren einbeziehen. Im Alter von zwölf Monaten sollte ein Kariesrisiko-Screening anhand sichtbarer Plaque an den Frontzähnen erfolgen. Risikokinder sollten frühzeitig zahnmedizinisch betreut werden. Nur so ist eine solide Ausgangslage für eine nachhaltige Zahngesundheit bei den Heranwachsenden möglich.

Auch die zweite, aus dem Öffentlichen Gesundheitsdienst eingereichte Arbeit „Gruppenprophylaxe und Jugendzahnpflege – ein nachhaltiges Konzept“ bestätigte die Effizienz frühzeitiger und langfristiger Prophylaxeaktivitäten. Dr. Klaus-Günther Dürr und Diplom-Stomatologin Renate Müller-Balzarek vom Gesundheitsamt Hofheim (Main-Taunus-Kreis) engagieren sich seit 20 Jahren in der Gruppenprophylaxe und entwickelten dabei eine Reihe von Gesundheitsförderprogramme. Es wurden altersspezifische Ziele definiert und unter Nutzung der in der Region gut vernetzten Strukturen kontinuierlich umgesetzt. Dazu gehört ein Elternbrief zum Bonusheft, um so auf die Weiterführung des kostenlosen Prophylaxeangebots ab dem zwölften Lebensjahr hinzuweisen.

In ihren Untersuchungen von Schulanfängern wurde erkannt, dass Gesundheitsparameter wie ein „erhöhtes Kariesrisiko“ häufig mit anderen sozialen und gesundheitlichen Parametern – wie „Migrationshintergrund“ und „Adipositas“ – einhergingen. Sozial- und Jugendämter nutzen diese Daten zur Entwicklung einiger Projekte zur allgemeinen Gesundheitsförderung. Ebenso wie die Hamburger Studie wurde der Bericht über dieses langfristige Engagement mit 5.000 Euro dotiert.

Beide Preisarbeiten lassen erkennen, dass die enge Verzahnung von Wissenschaft und öffentlichem Gesundheitsdienst – im Sinne einer Symbiose – eine wichtige Rolle für den Erfolg von Prophylaxeaktivitäten spielen. Dies hat die Jury bei der Präsentation ausdrücklich betont. Ihr gehörten diesmal Prof. Dr. Thomas Attin (Zürich), Dr. Sabine Breitenbach (Mannheim) als 2. Vorsitzende des Bundesverbands der Zahnärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst (BZÖG), Prof. Dr. Werner Geurtsen (Hannover), Prof. Dr. Joachim Klimek (Gießen), Prof. em. Dr. Klaus König (Nijmegen, NL) und Prof. Dr. Wolfgang Raab (Düsseldorf) als DGZ-Präsident an. Es ist immer wieder auf die gute Zusammenarbeit zwischen dem Sponsor und diesem Gremium hinzuweisen und mit Freude festzustellen, dass der Prophylaxepionier Klaus König wiederum mitwirken konnte.

Mit dem Gaba-Praktikerpreis 2011 für die beste Präsentation im Praktikerforum der DGZ wurde Dr. Frank Schäfers (Hattorf/Harz) für seinen Vortrag „Direkte Brücke unter Verwendung natürlicher Zähne als Brückenglied“ ausgezeichnet. „Der Vortrag von Dr. Schäfers zeigte hervorragend, wie sich in einer hauszahnärztlichen Allgemeinpraxis mit einem breiteren Behandlungsspektrum innovative Behandlungskonzepte ohne großen Investitionsaufwand auf Basis der Adhäsivtechniken umsetzen lassen“, begründete die Jury aus Hochschullehrern und Praktikern ihre Entscheidung. Das gezeigte Vorgehen stelle eine interessante Bereicherung des Therapiespektrums in einer hauszahnärztlichen Praxis dar. Besonders würdigten die Juroren, dass Schäfers sich in seinem Vortrag um die Vorstellung eines für jede Praxis umsetzbaren Therapieansatzes ohne erhebliche Kostenbelastung für den Patienten bemühe.

Mit den von Procter & Gamble mit 12.000 Euro unterstützten sechs DGZ-Preisen wurden je drei Posterdemonstrationen und Kurzvorträge prämiert. In der Kategorie „Poster“ erklärte Dr. Bianca Gelbrich den Zusammenhang von mundgesundheitsbezogener Lebensqualität und Immunstatus bei deutschen HIV-Patienten (1. Preis). Ihr folgte auf Platz zwei Dr. Sarah Wiesbauer mit einer klinischen Studie zum Vergleich zweier Befestigungskomposite bei Keramik-Teilkronen. Den 3. Preis erhielt Karolin Verena Brandt für ihre Untersuchung über den Einfluss von zwei Desensitizern auf die Scherfestigkeiten von Keramiken auf Dentin.

Für ihren beeindruckenden Vortrag zur Effektivität der hydrodynamischen und der ultraschallgestützten Wurzelkanalspülung wurde Dr. Saskia Altenhof mit dem 1. Preis für diese Kategorie ausgezeichnet. PD Dr. Kerstin Bitter folgte mit einer In-vitro-Studie zur Retention faserverstärkter Wurzelkanalstifte auf Platz 2. Den 3. Preis gewann Nicole Günthart, die in ihrem Beitrag feststellte, dass bestimmte Orangensaftmodifikationen zur Reduktion des erosiven Potenzials führen können. Von den insgesamt elf diesjährigen DGZ-Preisträgern gehören acht dem weiblichen Geschlecht an, wie auch bei den diesjährigen Kurzvorträgen und Postern eine solche Dominanz gegeben war.

Die gemeinhin als „Workshops“ bezeichneten „Ausprobierveranstaltungen“ der Industrie hatten – vor allem im Zeichen endodontischer Verfahren mit neuen technischen Arbeitsmitteln – einen besonderen Zuspruch gefunden, wobei die folgenden Systeme von Experten aus der Praxis vorgestellt und eingeübt wurden: VDW Reciproc-System mit einem Instrument – Dr. Christoph Zirkel (Köln); Dentsply Maillefer Magic MTA – Thomas Clauder (Hamburg); Dentsply Maillefer Wave one – Dr. Wilhelm-Joseph Pertot (Marseille), Sybron Endo Twisted Files – Dr. Carsten Appel (Niederkassel), Henry Schein SAF-System – Dr. Wolf Richter (München). Hauptziel dieser Systeme ist die effektive Vereinfachung der instrumentellen Wurzelkanalaufbereitung, wobei es sich – auf der Basis fundierter wissenschaftlicher Studien – noch herausstellen muss, welches Konzept einen optimalen Weg ergibt.

Vorab des angekündigten DZW-Berichts über die Vorträge und Posterdemonstrationen kann der gemeinsame DGZ/DGEndo-Kongress als ein erster Erfolg der zukünftigen Zusammenführung der „Konservierenden“ angesehen werden. Wie schon beim Deutschen Zahnärztetag 2010 in Frankfurt am Main angekündigt, wird die Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) als fachinterne Dachgesellschaft für die Bereiche Prävention (DGPZ), Endodontologie und Traumatologie (DGET) und restaurative Zahnheilkunde (DGRZ) fungieren. Was der Autor schon in seinem DZW-Kommentar „Zahnerhaltung ‚unter einem Hut‘ – ein Sieg der Vernunft“ (DZW Nr. 48/10) zum Ausdruck gebracht hat, ist hier zu wiederholen: „Unsere nationale wissenschaftliche Gesellschaft – die DGZMK – könnte sicherlich froh sein, wenn es zu weiteren Zusammenschlüssen kommen könnte, wie dies bei AGET und DGEndo jetzt schon der Fall war.“ Kimmel Quelle: dzw-online.de Aus Wissenschaft und Praxis

17.05.2011



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