• Neues zum Thema Parodontologie

Neues rund um das Thema Parodontologie

Die Entwicklung der Zahnmedizin - speziell der Bereich der Parodontologie - schreitet schnell voran. Unsere Redaktion sichtet die Vielzahl an Informationen und stellt hier für Sie Interessantes und Neues zum Thema zusammen:


Neue Studie: Staphylococcus aureus nutzt Tarnkappe

Das Bakterium Staphylococcus aureus ist einer der am stärksten verbreiteten Krankheitserreger. Bis zu 70 Prozent aller Menschen tragen den Keim auf ihrer Haut, erkranken aber normalerweise nicht. In Krankenhäusern jedoch ist das Bakterium gefürchtet, weil es bei Patienten mit einer offenen Wunde und geschwächtem Immunsystem schwere Infektionen hervorrufen kann. Infektionen mit dem Krankheitserreger können trotz Antibiose chronische und immer wieder aufflammende Verläufe nehmen; damit drohen Komplikationen wie zum Beispiel Amputationen.

Die Forschergruppe von Dr. Bettina Löffler vom Institut für Medizinische Mikrobiologie der Universität Münster hat herausgefunden, welche Strategien S. aureus nutzt, um einer vollständigen Eliminierung zu entgehen. Löfflers Studie könnte nun zu neuen Therapieansätzen führen. Die Bakterien nehmen vorübergehend ein weniger aggressives Erscheinungsbild an und stellen sich in den Zellen ihres Wirts sozusagen schlafend. Auf diese Weise entkommt ein Teil der S.-aureus-Population sowohl den Attacken des körpereigenen Immunsystems als auch der Vernichtung durch Antibiotika. Nach einer gewissen Zeit können sich die verbliebenen Bakterien in ihre Normalform zurückverwandeln und die Infektion von neuem entfachen. Die Erkenntnisse wurden jetzt in EMBO Molecular Medicine veröffentlicht (Tuchscherr L, Medina E, Hussain M, Völker W, Heitmann V, Niemann S, Holzinger D, Roth J, Proctor R, Becker K, Peters G, B Löffler. „Staphylococcus aureus Phenotype Switching: An Effective Bacterial Strategy to Escape Host Immune Response and Establish a Chronic Infection“, EMBO Molecular Medicine, January 2011, DOI: http://dx.doi.org/10.1002/emmm.201000115).

Löfflers Team führte Langzeit-Infektionsstudien an Zellkulturen mit S. aureus durch und untersuchte Gewebeproben von Menschen mit subakuten und chronischen Infektionen. Bakterien, die nach mehreren Wochen aus der Zellkultur gewonnen wurden, wuchsen meist nur als sehr kleine Kolonien (Small Colony Variants, SCV) auf Agarplatten. „Es ist schwierig, die SCV in klinischen Proben zu entdecken, denn sie wachsen sehr langsam. Bei der Diagnostik können sie leicht übersehen werden“, erklärt Löffler. Auch das körpereigene Immunsystem übersieht die SCV, die sich in den Wirtszellen als Schläfer eingenistet haben. Ebenso kommen die bisher eingesetzten Antibiotika an Bakterien in dieser Form wahrscheinlich nicht heran. In allen untersuchten Modellen – Zellkultur, menschliche Gewebeproben, Mausmodell – zeigte sich, dass die Bakterien mehrere Wochen nach Beginn der Infektion in den Wirtszellen ausharrten. Die Bakterien wurden zunehmend zu SCV, konnten jedoch jederzeit zu der voll-aggressiven Normalform zurückkehren.

„S. aureus sind extrem wandlungsfähige Mikroorganismen. Sie überprüfen ständig ihre Umweltbedingungen und stellen sich darauf ein“, so die Mikrobiologin. „Nach Abklingen der Erstinfektion kommt es zur Bildung von SCV-Kolonien, die sehr schnell wieder aus ihrem Schlafzustand erwachen und ihre volle Pathogenität entfalten können: Der betroffene Patient erleidet einen Rückfall.“ Diese Erkenntnis sei von großer klinischer Bedeutung, betont Löffler: „Künftige Therapien sollten genau auf die Fähigkeit des Umschaltens der Bakterien abzielen und verhindern, dass sie sich in den Wirtszellen verstecken. So könnten sie sich sowohl der Abwehr durch das körpereigene Immunsystem als auch der Behandlung mit Antibiotika nicht mehr so leicht entziehen.“

Quelle: Die Zahnarztwoche
www.dzw-online.de

15.04.2011



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