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Die Entwicklung der Zahnmedizin - speziell der Bereich der Parodontologie - schreitet schnell voran. Unsere Redaktion sichtet die Vielzahl an Informationen und stellt hier für Sie Interessantes und Neues zum Thema zusammen:
In der kleinen Serie über die Arbeit der Stuttgarter Arbeitsgruppe 3, die sich auf der vierten ITI-Konsensuskonferenz im Jahr 2008 mit der Evidenz für Belastungsprotokolle in der Implantologie beschäftigte (siehe OI 3/10, Seite 6–7, und DZW 8/11, Seiten 10–11), geht es im dritten Teil um die Implantatbelastung im teilbezahnten posterioren Oberkiefer. Können Implantate im posterioren Oberkiefer sofort oder früh belastet werden?
Wurden früher Implantate im Oberkiefer erst nach sechs Monaten funktionell belastet, ermöglichen neue Implantatoberflächen heute verkürzte Behandlungszeiten durch die Sofort- oder Frühbelastung. Kann der Praktiker diese Belastungsprotokolle auch im posterioren Oberkiefer mit guter Erfolgsprognose anwenden? Verschiedene Studien weisen darauf hin, dass Implantatverluste in Knochen mit geringer Dichte (Typ 4) häufiger auftreten als in Knochen mit höherer Dichte. Im posterioren Bereich des Oberkiefers ist aber gerade der Typ-4-Knochen oft anzutreffen.
Deshalb haben verschiedene Autoren vorgeschlagen, das Knochenlager präoperativ mithilfe der Computertomographie (CT) zu untersuchen und das chirurgische Vorgehen an die individuellen Gegebenheiten anzupassen. CT-Untersuchungen sind allerdings kostenintensiv, und es liegen derzeit keine wissenschaftlichen Beweise vor, die diese Forderung rechtfertigen würden. Zudem sollte die Knochenqualität nicht mit der Knochendichte gleichgesetzt werden, wie die European Academy of Osseointegration (EAO) 2006 bei ihrem Konsensustreffen betonte: Neben der Knochendichte spielen auch Knochenmetabolismus, zellulärer Turn-over, Mineralisationsgrad, Knochenreife, intrazelluläre Matrix sowie die Vaskularisierung eine wichtige Rolle. All diese Faktoren können die Überlebensrate der Implantate insbesondere bei sofortiger oder früher Belastung beeinflussen.
Gibt es trotzdem allgemeingültige Schlussfolgerungen aus der aktuellen Literatur, die dem Praktiker als Leitlinien und Empfehlungen für die sofortige oder frühe Implantatbelastung im posterioren Oberkiefer dienen können?
In einer Reihe früherer systematischer Literaturanalysen wurden bereits die Resultate nach Sofort- und Frühbelastung in der posterioren Maxilla untersucht. Allerdings evaluierten all diese Analysen Studien, die große Unterschiede in Bezug auf Implantatlokalisationen, Implantatsysteme, Art der prothetischen Versorgung etc. aufwiesen. Die Auswahlkriterien, und damit die Anzahl der einbezogenen Studien, variierten ebenfalls sehr stark. Auch war die Definition von Sofort- und Frühbelastung teilweise unterschiedlich. Allgemeingültige Schlussfolgerungen für die Praxis ließen sich aus diesen früheren Analysen nicht ableiten.
Das Ziel der ITI-Konsensus-Arbeitsgruppe war daher, in einer neuen systematischen Literaturanalyse die Prognose der Sofort- und Frühbelastung von Implantaten in der posterioren Maxilla zu untersuchen und zu evaluieren, ob es einen Unterschied zwischen diesen beiden Protokollen hinsichtlich des Behandlungserfolgs gibt. Die Ergebnisse dieser Analyse sollen als wichtige Hinweise und Leitfäden für die tägliche Anwendung in der Praxis dienen.
Die Konsensus-Arbeitsgruppe unterzog insgesamt 400 Studien einer Volltextanalyse. Die meisten Studien mussten allerdings wieder ausgeschlossen werden, da sie das Belastungsprotokoll nicht eindeutig beschrieben oder die Daten für den posterioren Oberkiefer nicht aus der Gesamtdatenmenge herausgezogen werden konnten.
Frühe Belastung
Zwölf Publikationen mit insgesamt 642 Implantaten erfüllten die Einschlusskriterien und wurden in die Analyse einbezogen. Zwei Studien waren randomisierte, kontrollierte klinische Studien, zehn Artikel beschrieben prospektive, nicht kontrollierte Fallserien. Die Implantate wurden jeweils zwischen 21 Tagen und drei Monaten nach Insertion belastet und über mindestens ein Jahr beziehungsweise maximal sieben Jahre nachverfolgt. Die Implantatlokalisationen variierten: Während in sieben Studien der gesamte Bereich der posterioren Maxilla beziehungsweise der Prämolaren und Molaren eingeschlossen wurde, verzichteten drei Studien auf Implantationen in der Region des zweiten und dritten Molaren. In einer Studie wurden Implantate hingegen ausschließlich im Bereich der zweiten und dritten Molaren, in einer weiteren Studie in der gesamten molaren Region inseriert.
Sofortbelastung
Sechs Studien mit insgesamt 241 Implantaten konnten in die Auswertung einbezogen werden. Eine Studie war eine randomisierte, kontrollierte klinische Studie. Vier Studien waren prospektiv und nicht kontrolliert, eine Studie war eine retrospektive Analyse. Eine Studie schloss den Bereich des dritten Molaren aus, zwei vermieden die Region der zweiten und dritten Molaren. Die Nachverfolgungszeiten betrugen zwischen ein und drei Jahren. Die Implantatüberlebensraten lagen zwischen 88 und 100 Prozent.
Variationen der Implantatlokalisation
Die Studien in dieser Analyse wiesen eine sehr hohe Variabilität bei den Einschlusskriterien, den Behandlungsprotokollen und den gewählten Erfolgskriterien auf. Eine grundsätzliche Frage betrifft die Definition der posterioren Maxilla und die Implantatlokalisation. Üblicherweise wird der Bereich distal und einschließlich des ersten Prämolaren als posterior bezeichnet. Auch wenn diese Definition nach prothetischen Gesichtspunkten sinnvoll erscheint, ist der Knochen im Bereich der Prämolaren nach anatomischen Gesichtspunkten eher mit dem im Eckzahnbereich vergleichbar. In den meisten der Studien zur Früh- oder Sofortimplantation wurde eine gute Knochenqualität als wichtiger prognostischer Faktor erwähnt. Die Implantatlokalisationen variierten aber. Während einige Autoren die gesamte posteriore Maxilla behandelten, schlossen andere bestimmte Teilregionen aus. Drei der sechs Publikationen zur Sofortbelastung verzichteten zudem ganz auf die Implantation in Typ-4-Knochen. Diese sehr unterschiedlichen Einschlusskriterien erschweren einen Vergleich der Ergebnisse.
Der vollständige Originaltext des ITI Consensus Paper in englischer Sprache steht auf der Webseite des ITI (www.iti.org) im Bereich „Publications“ zum Download zur Verfügung. Weitere Informationen rund um das ITI gibt es auch auf der IDS 2011 in Köln auf dem ITI-Messestand in Halle 4.2, Stand N010.
Quelle:www.dzw-online.de
Den vollständigen Artikel lesen Sie in der DZW 10/11 auf Seite 10.