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Die Entwicklung der Zahnmedizin - speziell der Bereich der Parodontologie - schreitet schnell voran. Unsere Redaktion sichtet die Vielzahl an Informationen und stellt hier für Sie Interessantes und Neues zum Thema zusammen:
Die orale Implantologie wartete bislang mit tollen Fällen, schönen Ergebnissen und zufriedenen Patienten auf. Die Zeiten ändern sich – zwangsläufig. Immer mehr Patienten entscheiden sich für die qualitativ hochwertige Versorgung mit Implantaten – und je mehr Implantatversorgungen es gibt, desto häufiger stellen sich auch Fälle ein, die nicht mit dem perfekten Lächeln des Patienten enden. Doch wer redet schon gerne über missglückte Fälle oder Komplikationen, die während der Behandlung aufgetaucht sind oder sich später einstellen?
Anita Wuttke sprach für die DZW-Redaktion mit Prof. Dr. Dr. Joachim E. Zöller, Leiter der Interdisziplinären Poliklinik für Orale Chirurgie und Implantologie und Leiter der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie der Universität zu Köln. Zöller ist Vizepräsident des Bundesverbands der implantologisch tätigen Zahnärzte in Europa (BDIZ EDI) und wissenschaftlicher Leiter des BDIZ EDI-Jahressymposiums am 16. Oktober 2010 in München rund um Komplikationen und Misserfolge in der Implantologie.
Anita Wuttke: Herr Professor Zöller, können Sie uns einen Überblick geben, was heute die Herausforderungen in der oralen Implantologie sind?
Prof. Dr. Dr. Joachim E. Zöller: Wir erleben derzeit einen Wandel in der Implantologie. Die 3-D-Diagnostik und auch zunehmend die CAD/CAM-Technologie setzen sich immer mehr in der Implantologie durch und werden – zumindest für größere Arbeiten – zum Standard werden. Hier ist die Entwicklung rasant, und auch die Universitäten müssen das Wissen zunehmend vermitteln. Dann zeigt sich eine Umstrukturierung des Implantatmarkts, indem einige kleinere Firmen mit Topqualitätsprodukten sich weiter etablieren werden. Dies wird zu einem geänderten Preisniveau führen.
Wuttke: Mit dem Experten-Symposium in Köln hat der BDIZ EDI erstmals die Misserfolge und Komplikationen thematisiert. Das Jahressymposium in München zielt in die gleiche Richtung. Als wissenschaftlicher Leiter haben Sie beide Programme zusammengestellt. Warum sollten die Köln-Teilnehmer auch nach München kommen?
Zöller: Die Vermeidung und das Beherrschen beziehungsweise Management der Misserfolge sind wichtig für jeden Implantologen. Wir sind an einer Stelle angekommen, wo viele erfahrene Referenten jetzt über ihre Komplikationen berichten. Dies war vor einigen Jahren noch schwierig. Alle wollten nur ihre „schönen Bilder“ zeigen, die wir hinreichend aus allen implantologischen Zeitschriften kennen.
Das bringt aber implantologisch tätige Zahnärzte mit Erfahrung nicht mehr weiter. Nur durch ehrliche Vorträge mit Darstellung der Erfolge und der Problemfälle können wir lernen. In diesem Sinne haben wir beim diesjährigen Experten-Symposium in Köln begonnen und werden dieses Thema beim Jahressymposium in München weiter vertiefen und abrunden.
Wuttke: Bereits vor Beginn der Therapie muss der Behandler abklären, ob der Patient für die vorgesehene Implantattherapie überhaupt geeignet ist. Wie stark können Allgemeinerkrankungen den Erfolg oder auch den Misserfolg beeinflussen?
Zöller: Dieser Aspekt wurde in den vergangenen Jahren nicht ausreichend berücksichtigt. Unsere Patienten werden zunehmend älter; damit weisen diese auch mehr Allgemeinerkrankungen auf. Dieses Patientengut ist aber unsere Hauptklientel.
Allgemeinerkrankungen beeinflussen die Implantatprognose erheblich. Ich wundere mich immer wieder über Ergebnisse, bei denen Erfolgsraten der Implantate beim Zahnlosen mit mehr als 95 Prozent angegeben werden.
Wuttke: Welchen Einfluss hat die Wahl der Materialien – sei es das richtige Implantat sei es der Einsatz von Knochenersatzmaterialien?
Zöller: Eine Auswertung des Krankengutes und auch eine große eigene Auswertung haben ergeben, dass bei Einhaltung der Protokolle das Material keinen wesentlichen Einfluss auf die Erfolgsquote hat. Hier ist leider von vielen implantologisch tätigen Zahnärzten geradezu eine Materialabhängigkeit festzustellen. Viel wichtiger sind die Auswahl des Patienten, das Wissen um die Physiologie der Wundheilung und vor allem das Geschick des Behandlers.
Wuttke: In Ihrer Klinik werden aufwendige Techniken – wie etwa die Augmentation – durchgeführt. Beim Experten-Symposium haben wir von Prof. Khoury gehört, dass es keine komplikationslose Augmentation gebe. Welchen thematischen Schwerpunkt setzen Sie zum Knochenaufbau auf dem Symposium?
Zöller: Bei allen Augmentationsverfahren können Komplikationen auftreten. Die Häufigkeit hängt vom Verfahren ab und vom Operateur. Die Infektionsrate steigt mit der Menge des Fremdmaterials an. Deshalb ist es wichtig, mit möglichst wenig alloplastischem Material auszukommen. Zurzeit ist die Transplantation von eigenem vitalem Knochen immer noch das biologisch wertvollste Verfahren mit geringer Infektionsquote.
Wuttke: Das Weichgewebe wird bei Implantationen und Augmentationen häufig mehr oder weniger in Mitleidenschaft gezogen. Welche Möglichkeiten gibt es heute, um derartige Komplikationen zu vermeiden?
Zöller: Neben der Augmentation und Implantation ist der wichtige dritte Schritt zum Erfolg „die Weichgewebschirurgie“. Bereits bei der Implantatfreilegung muss entschieden werden, ob eine besondere Technik indiziert ist. Tritt später eine Periimplantitis auf, haben Vestibulumplastiken häufig nicht den gewünschten Erfolg. Die Periimplantitis und der damit verbundene weitere Knochenabbau schreiten fort.
Das vollständige Interview mit Herrn Prof. Dr. Dr. Joachim E. Zöller lesen Sie in der DZW 41/10 auf Seite 9.
Quelle www.dze-online.de