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Die Entwicklung der Zahnmedizin - speziell der Bereich der Parodontologie - schreitet schnell voran. Unsere Redaktion sichtet die Vielzahl an Informationen und stellt hier für Sie Interessantes und Neues zum Thema zusammen:
Die rund 6 Millionen offiziell erfassten Diabetiker in Deutschland wissen im Durchschnitt zu wenig über die Korrelation zwischen ihrer Erkrankung und der Parodontitis. Lediglich 13 Prozent der informierten Patienten werden Untersuchungen zufolge von ihrem Zahnarzt über diesen Sachverhalt aufgeklärt. Rund 40 Prozent der gut informierten Diabetiker ändern nach eigenen Angaben ihre Gewohnheiten im Hinblick auf Mundpflege und Ernährung trotzdem nicht. Auch die für Diabetiker so wichtige regelmäßige Professionelle Zahnreinigung (PZR) lassen Studien zufolge lediglich 26 Prozent der betroffenen Patienten durchführen.
Diese Zahlen wurden auf der diesjährigen Diabetes-Messe vom 26. bis 28. Februar 2010 in Münster einem interessierten Fachpublikum im Forum von Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und Colgate Palmolive GmbH (Hamburg) präsentiert. In einem fundierten Überblick hinsichtlich der Wechselwirkungen von Diabetes mellitus und Parodontitis erläuterte PD Dr. Henrik Dommisch, Poliklinik für Parodontologie, Zahnerhaltung und Präventive Zahnheilkunde Universitätsklinikum Bonn, die Ätiopathogenese der Parodontitis. Ein gut eingestellter Diabetiker sei in der Parodontalbehandlung einem Nichtdiabetiker prinzipiell gleichgestellt. Bei dem schlecht eingestellten Diabetiker sollten lediglich Notfallmaßnahmen eingeleitet und sofort der Kontakt zum ärztlichen Kollegen gesucht werden. Die Prävention der Parodontitis müsse integraler Bestandteil des Diabetesmanagements sein. Dazu bedürfe es der engen Kooperation mit dem Diabetologen.
Der Vizepräsident der BZÄK, Dr. Dietmar Oesterreich, stellte die Korrelationen der Parodontitis mit anderen medizinischen Erkrankungen heraus. Sein Appell an die Zahnärzteschaft: Schärfung der Kompetenz des Zahnarztes und seines Teams im Hinblick auf die Früherkennung einer Diabeteserkrankung. Gleichzeitig fordert er eine intensivere Aufklärung der Patienten durch den Zahnarzt über den Zusammenhang der beiden Erkrankungen: „Diese Chancen sollten genutzt werden!“ Von der Wissenschaft forderte er, die Parodontitis als eine Folgeerkrankung des Diabetes festzuschreiben.
Den deutlichen Verweis Oesterreichs auf die bundesweit nachweisbaren Erfolge der zahnmedizinischen Prophylaxe unterstützte der medizinisch-wissenschaftliche Leiter von Colgate, Michael Warncke. Seine Untersuchungen belegen: die zahnärztliche Prävention ist in der Bevölkerung akzeptierter als die Vorsorge gegen Allgemeinerkrankungen.
Aufklärung zum Thema Parodontitis und Diabetes mellitus tut not. Auf diesem interdisziplinären Gebiet ist gerade im Hinblick auf die zu erwartende deutliche Zunahme an Typ-2-Diabetes-Erkrankungen noch mehr Engagement der Zahnärzteschaft gefordert. Wenn der Parlamentarische Staatsekretär beim Bundesminister für Gesundheit, Daniel Bahr, in seiner Rede zur Eröffnung des Patiententags der Diabetes- Messe die Prävention als besten Weg der Diabetesbekämpfung bezeichnete, so gilt es, genau an dieser Stelle anzusetzen. Das bedeutet, gemeinsame Veranstaltungen wie dieses Forum durchzuführen und die Ärzteschaft, die Zahnärzteschaft und die Patienten für das Thema zu sensibilisieren.
Dr. med. dent. Gordan Sistig, Marl
Quelle: www.dzw.de