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Die Entwicklung der Zahnmedizin - speziell der Bereich der Parodontologie - schreitet schnell voran. Unsere Redaktion sichtet die Vielzahl an Informationen und stellt hier für Sie Interessantes und Neues zum Thema zusammen:
Ein Zusammenhang zwischen aggressiver Parodontitis und Herzinfarkt ist in der Vergangenheit bereits beobachtet worden. Wissenschaftler der Universitäten Kiel, Dresden, Amsterdam und Bonn konnten nun auch dieselben Genveränderungen auf Chromosom 9 nachweisen, wie sie in der neuesten Ausgabe der Fachzeitschrift PLoS Genetics (www. plosgenetics.org, Suchwort Periodontitis, der Beitrag ist dort vollständig zugänglich) berichten. Der Erstautor, Dr. Arne Schäfer vom Institut für Klinische Molekularbiologie der Universität Kiel, sieht eindeutige Übereinstimmungen in der genetischen Veranlagung: „Wir haben die aggressive Form der Parodontitis untersucht, eine in sehr jungem Alter einsetzende, sehr heftig verlaufende, entzündliche Krankheitsform der Parodontitis.
Die mit diesem Krankheitsbild assoziierte genetische Variante ist identisch mit der von Patienten, die unter einer Erkrankung der Herzkranzgefäße leiden und bereits einen Herzinfarkt erlebt hatten.“ Da es anzunehmen ist, dass es einen ursächlichen Zusammenhang zwischen aggressiver Parodontitis und Herzinfarkt gibt, sei es an den Zahnärzten, die Parodontitis ernst zu nehmen, frühzeitig zu diagnostizieren und zu behandeln. „Die aggressive Parodontitis hat sich immerhin als Vorbote einer Krankheit mit späterer möglicher Todesfolge erwiesen“, mahnt Schäfer. Darüber hinaus könne das Wissen über das Herzinfarktrisiko Patienten mit Parodontitis bewegen, die Risikofaktoren einzudämmen und sich um präventive Maßnahmen zu kümmern. Die bereits seit mehreren Jahren in Kiel laufenden Forschungen zu den genetischen Faktoren der Parodontitis sind seit September 2008 auch Teil des ersten interdisziplinären Forschungsprojekts der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Bereich Zahnmedizin mit dem Titel „Ursachen und Folgen von Parodontopathien – genetische, zellbiologische und biomechanische Aspekte“ (die DZW berichtete in Ausgabe 39/08). Im Teilbereich 3 wird hier die Frage nach der Rolle der Gene in den pathophysiologisch relevanten Prozessen bei der Parodontitis unter Federführung von Prof. Stefan Schreiber, Kiel, und Prof. Dr. Søren Jepsen, Bonn, untersucht. An der jetzt vorliegenden Veröffentlichung haben daher Wissenschaftler aus verschiedenen Bereichen mitgearbeitet. Aus der Arbeitsgruppe von Prof. Schreiber vom Institut für Klinische Molekularbiologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Kiel, war neben Arne Schäfer ebenfalls Gesa Richter beteiligt, die zu diesem Thema im Rahmen des DFG-Forschungsprojekts promoviert. Als Kardiologe fungiert Dr. Nour Eddine El Mokhtari vom Kieler Herzzentrum als wichtiger Partner in der Gruppe.
Die zahnmedizinische Expertise kam von Dr. Birte Größner-Schreiber aus der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie des Uniklinikums Schleswig-Holstein der Christian-Albrechts-Universität Kiel, Dr. Barbara Noack, Technische Universität Dresden, sowie Prof. Jepsen von der Universität Bonn und Prof. Bruno Loos, Freie Universität Amsterdam.